Bilder - tief und still
Heute Eröffnung: Manfred Schling bei Forum Kunst
Seine Bilder springen einen nicht an. Umso tiefer ist das Erlebnis für jenen der sich in sie hineinsieht.
Manfred Schling stellt ab heute bei Forum Kunst Rottweil aus. Eröffnung ist um 19 Uhr; Schling ist dabei.
Mit zwölf meist großformatigen Arbeiten ist das Forum auch schon voll. Der 36jährige ehemalige Meisterschüler
von Fred Thieler (er lebt und arbeitet in Berlin) ist alles andere als Abklatsch des großen Meisters, wiewohl
eine gewisse Verwandtschaft in, der Auffassung vom Malen durchaus vorhanden ist.
Manfred Schling bereitet seinen Malgrund mit unregelmäßigem Auftrag von Quarzmehl vor; so ist bereits Struktur
vorhanden für das Abenteuer, auf das er sich immer wieder einlässt. Doch ein versierter Abenteurer hat auch
Erfahrung, die er einbringen kann, wenn es etwa passiert, dass bei mehrfachem lasierendem oder/und pastosem
Farbauftrag verschiedene Malmittel sich gegenseitig abstoßen. Oft ist es eine große, nie aber gestikulierte
Geste, die am Ende des Malvorgangs steht. Der Maler hat sein Abenteuer bestanden; nun fängt es für den
Betrachter an, der den erdigen, rostigen, zuweilen patiniert wirkenden Farbigkeiten und Strukturen auch
zeitliche Aspekte abgewinnen kann.
In einem Katalog schreibt Marie Victoire Friedberg treffend über Schlings Arbeiten: »Bilder, die so sehr
vom Blick des Betrachters abhängen, wie die von Manfred Schling, sind selten. In der Tat, sie drängen sich
niemals mittels eines Kraftaktes von Farben und Formen auf. Jedes ist eine eher vage beziehungsweise
abgeschwächte Wiedergabe bedeutender wie auch einfacher Ereignisse, die Gefahr laufen, von den wasserähnlichen
Diffusionen der Bildgründe verschlungen zu werden.
Nach der Überwindung einer kurzen Enttäuschung, aufgrund der Abwesenheit eines dramatischen Eklats, erfüllt
sich der Blick allmählich mit dem Bild, das nicht aufhört, sich durch ständig wechselnde Wirkungen zu verändern.
Sie hängen ab von der inneren Stimmung des Betrachters, vom umgebenden Licht und vor allem von der Komplexität
des Wechselspiels der Kräfte auf der Leinwand. Und so begleiten kontinuierlich Überraschungen diese scheinbar
monotonen Bilder.
Der Blick ist irregeführt, aber auch gerührt und unruhig. Er sucht das Solide und Sichere und findet das Heikle,
das Zerbrechliche und Verborgene. Seine Unruhe zeugt von dem Bild, außerhalb aller Fragen der Ästhetik, wie von
einem Werk, das einem bedrohten Leben gleicht, bedroht nicht von außerhalb, aber von innen heraus, durch eine
mögliche Unzulänglichkeit der Lebenskraft. Nun füllt sich der Blick mit Zuneigung für diese Bilder, die verteidigt
sein wollen gegen die Lust, sich, zu verlieren ... «